AG "Arabische Küche"
(Zunächst ein bisschen Theorie, doch die
ganz Eiligen dürfen auch schon mal zu unserer
Rezeptesammlung springen
;-)
Wer einmal im Orient war und dort die arabische Küche im Original kennen lernen
durfte, der versteht die Faszination der Küche des Nahen Ostens.
Die arabische Welt besteht aus vielen Einzelstaaten, geeint durch die alles
verbindende Religion des Islam. Im Koran sind nicht nur die dem Propheten
Mohammed offenbarten Glaubensgrundsätze festgehalten, sondern auch strikt
einzuhaltende Regeln des Alltags, die das Leben in den arabischen Ländern
maßgeblich prägen. Auch die Küche wird von diesen Vorschriften beeinflusst.
Wir möchten die arabische Küche im Kontext mit der arabischen Kultur, der
Religion und den regionalen Gegebenheiten und Traditionen vorstellen. Die
Herkunft und Verwendung der typischen Zutaten, insbesondere der Gewürze, und
ihre ernährungsphysiologische Bedeutung sollen vorgestellt werden. Am Ende soll
ein vollständiges Menu bereitet werden können für eine größere Zahl von Gästen.
Fleisch, Fisch und Geflügel
"O Gläubige, genießet vom dem Guten, das Euch zur Nahrung gegeben ist und dankt
Allah dafür, wenn ihr ihn verehrt. Euch ist nur verboten: das, was verendet ist
und Blut und Schweinefleisch und was nicht im Namen Allahs geschlachtet ist."
(2. Sure 173/174)
Mit ihren Viehherden zogen die Nomaden früher durch die Wüste. Ihre Herden
dienten ihnen dabei zum einen als Lasttiere, die im Auftrag von Kaufleuten Waren
transportierten und zum anderen als Hauptnahrungslieferanten. Neben
verschiedenen Gewürzen standen den Nomaden früher kaum weitere Zutaten zur
Verfügung. Fleisch war deshalb immer Hauptbestandteil der Mahlzeiten, ergänzt
durch getrocknetes Obst oder Hülsenfrüchte. Erst als die Araber auch fruchtbare
Landstriche, wie die Flusstäler des Euphrat und des Nil erobert hatten, wurde
ihre Küche um zahlreiche Zutaten reicher, vor allem um frisches Obst und Gemüse.
Auch Geflügel konnte man nun halten.
Fisch stehen die Araber eher skeptisch gegenüber. Er verdirbt im heißen
Wüstenklima sehr schnell, weshalb er auch nur sehr schlecht zu transportieren
ist. Fisch hat traditionell in der arabischen Küche nur im Küstengebieten
Bedeutung, am Mittelmeer und am Persischen Golf, an der Atlantikküste und im
Niltal.
Brot, Kuskus, Bulgur
Ein weiteres Grundnahrungsmittel ist Brot, das in allen arabischen Ländern vom
Staat subventioniert wird. Brot wird zu jeder Mahlzeit gegessen und sein Preis
ist bis heute ein wichtiges Politikum. Von ihm hängt die Be- oder Unbeliebtheit
eines Politikers ab!
Weizen ist die Grundlage von Kuskus, dem Nationalgericht der maghrebinischen
Staaten Marokko, Tunesien und Algerien. Kuskus herzustellen ist nicht so
einfach: Der grob gemahlene Weizengrieß wird in einem aufwendigen Verfahren mit
einer dünnen Mehlschicht überzogen, die verhindert, dass die Körnchen beim Garen
zusammenkleben. Heute wird diese Arbeit von Maschinen erledigt. In manchen
ländlichen Gebieten kann man mit etwas Glück die traditionelle Herstellung von
Hand beobachten. Man bereitet ihn zu, indem man ihn zunächst mit Wasser
anfeuchtet, damit er quellen kann. Sind die Kügelchen etwa schrotkugel-groß,
wird der Kuskus über Wasserdampf in speziellen Töpfen gegart. Dafür verwenden
die Araber einen speziellen Topf mit einem passenden Aufsatz.
Im Nahen Osten dagegen wird der Weizen nicht zu Kuskus, sondern zu Bulgur
verarbeitet: Bulgur besteht aus vorgekochtem, wieder getrocknetem und
geschrotetem Weizen.
Gewürze
Der Gewürzhandel hat im arabischen Raum eine lange Tradition. Einst beherrschten
die Araber den gesamten Gewürzhandel zwischen dem Orient und dem Okzident und
noch heute kann man nirgendwo ein reicheres Gewürzangebot finden als auf den
Basaren arabischer Städte. Gewürze sind die Seele der arabischen Küche.
Großzügig wird Kreuzkümmel. Koriander, Kardamom, Safran, Muskat, Zimt, Ingwer,
Anis und Pfeffer gewürzt. Nüsse, Sesam, Pinienkerne, Pfefferminze, Petersilie
und Zitrone werden ebenso häufig verwandt. Auf Fleischgerichte streut man Sumak,
die getrockneten Beeren des Essigbaumes.
Obst und Gemüse
Datteln gelten als das Brot der Wüste. Seit etwa viertausend Jahren werden sie
im arabischen Raum kultiviert. Viele Nomaden konnten sich auf ihren Wanderungen
oft wochenlang ausschließlich nur von ihnen ernähren. Einer alten Legende nach
soll Allah bei der Erschaffung des Menschen aus zwei übrig gebliebenen
Lehmstücken das Kamel und die Dattel erschaffen haben!
Es gibt mehr als hundert Dattelsorten. In den Oasen Arabiens gedeihen daneben
auch Trauben, Melonen, Zitrusfrüchte, Granatäpfel, Aprikosen und Feigen.
Ebenso sämtliche Gemüsesorten. Besonders beliebt sind Auberginen, die auch
"Fleisch des armen Mannes" genannt werden. Jede arabische Hausfrau kennt
Dutzende von Auberginenrezepten.
Hülsenfrüchte
Getrocknete Hülsenfrüchte sind lange haltbar und lassen sich gut transportieren.
Allein schon deshalb sind sie "wüstentauglich". Ful, das ägyptische
Nationalgericht schlechthin, ist ein Eintopf aus dicken Bohnen und Fleisch. Sehr
beliebt sind Kichererbsen. Aus ihnen lässt sich "Falafel" bereiten, kleine
Frikadellen aus Kichererbsenteig, eine vegetarische Spezialität aus Jordanien
und Syrien. Die Frikadellen werden mit Tomaten und Sesamsauce (Tahina) in
Fladenbrot gewickelt. Diese Eiweißkombination aus Kichererbsen, Sesam und Weizen
ist ebenso wertvoll wie tierisches Eiweiß. Ebenfalls aus Kichererbsen besteht
Humus, ein Brei aus gekochten pürierten Kichererbsen und Sesammus.
Süßigkeiten
Arabisches Naschwerk ist sehr süß und sehr schwer. Da sie aus hochwertigen
Zutaten wie Hasel- und Walnüssen, Mandeln, Pistazien und viel Honig bestehen,
sind sie meist sehr teuer.
Baklawa gehört zu den beliebtesten Delikatessen, Machmunia, eine süße
Grießspeise, wird vor allem in Syrien angeboten. Man ist sie gerne mit Aischta,
dicker Sahne aus Büffelmilch.
Getränke
Der Koran verbietet den Alkoholgenuss und so wird zum Essen meistens Wasser
getrunken. Kaffee, Kahwa, wird in kleinen Mokkatassen angeboten mit viel Zucker
(hulwa), mit nur einem halben Stück Zucker (madbuta) oder ohne Zucker (murra).
Für die meisten ist Kaffee jedoch unerschwinglich. Um so mehr wird Tee (Schai)
getrunken. Stark gesüßter schwarzer Tee wird in kleinen Gläsern serviert und
manchmal mit Anis, Kardamom oder Jasmin aromatisiert. Als Willkommenstrunk für
Gäste ist er obligatorisch. Die Teehäuser haben zudem noch eine wichtige soziale
Funktion, hier trifft man sich mit Freunden und Verwandten, hier tauscht man
Neuigkeiten aus oder raucht nur eine gemütliche Wasserpfeife. Laban oder Ayran,
mit Wasser verdünnter, leicht gesalzener Joghurt und Tamarindensaft werden
ebenfalls angeboten.
Eßgewohnheiten
Morgens gibt es zumeist nur Obst und Brot mit Tomaten, Schafskäse und Oliven. In
Syrien reicht man gerne zum Fladenbrot Pita eine Gewürzmischung aus Sesam,
Nelken, Kreuzkümmel, Koriander und Haselnüssen.
In den Großstädten wird das Frühstück eher vernachlässigt als auf dem Land.
Meist beginnt man erst zur Mittagszeit etwas zu sich zu nehmen. Da die
Mittagsstunden sehr heiß sind, beschränkt man sich auf kleinere Snacks, vor
allem an den Falafel-Ständen herrscht dann reger Andrang. Die Hauptmahlzeit wird
in den kühleren Abendstunden eingenommen, oft erst sehr spät am Abend, wenn die
gesamte Familie versammelt ist. Die arabische Gastfreundschaft, die bei uns
schon legendär ist, hat ihre Wurzeln im Islam. Für jeden Araber ist es heilige
Pflicht, Fremde, Freunde und Verwandte als Gäste zu betrachten und sie, ohne
Kosten und Mühen zu scheuen, zu bewirten.
Zum Essen gruppiert man sich auf Kissen oder Teppichen am Boden um ein niedriges
Tischchen oder eine große Metallplatte. Die Nahrung wird als ein Geschenk Gottes
verstanden und so darf erst mit dem Essen begonnen werden, wenn der Hausherr mit
den Worten 'Bismillah' (Im Namen Gottes!) das Mahl eröffnet. Jeder bedient sich
selbst. Gegessen wird mit den Fingern und zwar ausschließlich mit der rechten
Hand, da die linke als 'unrein' gilt. Fladenbrotstücke werden zu einer kleinen
Schaufel geformt und mit drei Fingern festgehalten, sie ersetzen das Besteck. Es
ist ungeschriebenes Gesetz, am meisten von den Gerichten zu essen, welche einem
am nächsten stehen. Der Gastgeber wird immer darauf achten, dass diese die in
seinen Augen besten Gerichte sind. Er beendet das Essen mit den Worten: 'Alhamdu
lillah' (Gelobt sei Gott!).
Garnelen in Knoblauch-Paprika-Sauce
Kichererbsenpüree mit Sesammus